Restauration eines Lumophon WD572

1. Allgemeinzustand

Die Restauration des Lumophons wurde, nachdem die Substanz dieses Radios begutachtet worden war, eine eher aufwendige Sache. Durch die vielen Kratzer und Macken des Gehäuses und diverse geplatzte Kondensatoren, durch "Fachmänner" abgeknipste Kabel, die das Radio in früherer Zeit "in der Mangel" hatten, mußte also einiges an Zeit investiert werden, um diesem schönen und seltenen Radio wieder zu neuem Glanz zu verhelfen.
Glücklicherweise war aber die Substanz, also das Gehäuse, das Chassis sowie die der Lautsprecherstoff sehr gut, so daß die Arbeit nicht ins Unermeßliche anwachsen sollte. Lediglich die Schellackpolitur und die zerkratzte Oberfläche sollten dabei richtig viel Arbeit machen. Diese Politur ist mir persönlich zwar am liebsten, macht aber in der Aufarbeitung sehr viel mehr Arbeit, als zum Beispiel normale Nitropolituren. Diese Politur verleiht den Holzgehäusen eine wesentlich härtere Oberfläche mit entsprechender Spannung. Damit klingt ein Holzgehäuse wesentlich besser und sauberer, es hat geringere Eigenresonanzen. Deshalb wird im hochwertigen Instrumentenbau nach wie vor nur diese Art der Oberflächenbehandlung eingesetzt.
Da dieses Radio aus der Nachkriegszeit (Baujahr 1950) stammt, hat mich die Tatsache einer Schellackpolitur allerdings recht verwundert, da diese eigentlich viel zu teuer und aufwendig war, um sie überhaupt noch anzuwenden.

Die Elektronik benötigte eine Komplettüberholung, das heißt einige Spulendrähte waren abgerissen, alle Kondensatoren, einige Stahlröhren und das magische Auge (EM11) mußten ausgewechselt werden.

2. Das Gehäuse

Das Gehäuse wurde also, nachdem die Politur mit Spiritus auf "Schellack" getestet wurde, ersteinmal gründlich mit speziellem Holzreiniger auf Seifenbasis gereinigt. Dabei zeigte sich, nachdem die dicke Dreckschicht unten war, daß einige tiefe Kratzer und Scharten entfernt werden mußten. Da das Lumophon aber mit einem sehr schönen Palisanderfurnier furniert wurde, was die typische starke Maserung aufweist, konnte mit Wachs, Retuschierfarben und viel Geduld wieder eine sehr gute Oberfläche hergestellt werden, auf der die Schadstellen nicht mehr auffallen.

Die eigentliche Politur sollte erhalten bleiben, so daß hier ersteinmal nur mit stark verdünntem Schellack "vorgestrichen" wurde, um die rissige Politur zu festigen und für die Deckschichten vorzubereiten. Danach wurde mit normalem Schellack und einem Polierballen die Politur aufgetragen und auspoliert.

Durch diese Maßnahme wirkt die Oberfläche nicht wie eine mit Nitroloack zugespritzte "Speckschwarte", sondern authentisch.

Die Skalenscheibe wurde nach vorsichtigem Ausbau mit einem feuchten Lappen und ein wenig Spüli wieder in den "durchsichtigen Zustand" gebracht.

Bei diesen Arbeiten sollte allerdings ganz besonders darauf geachtet werden, daß die Skalenbeschriftung nicht verwischt oder die Scheibe sogar beschädigt wird. Sollte das aber trotzdem passieren, bleiben einem nur zwei Lösungen, um dieses Problem zu beheben:

  1. eine neue Skalenscheibe, woher auch immer, besorgen oder
  2. mit Hilfe eines Scanners und einem Grafikprogramm die alte, beschädigte Scheibe einscannen und am Rechner rekonstruieren. Danach kann die Grafik auf eine dünne Folie gedruckt werden, die dann mit viel Geduld und einer Vorsatzscheibe am Radio angebracht werden kann.

Daß die zweite Lösung sehr aufwendig, teuer und zeitraubend ist, braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden.... Also besser gleich die Skala mit Vorsicht genießen!

Die Knöpfe des Lumophons sind glücklicherweise völlig intakt, weisen also keine Abplatzer oder festgerostete Madenschrauben auf. Damit beschränkte sich die Arbeit hier nur auf die Reinigung.

Dazu kann man die Knöpfe in lauwarmen Spüliwasser einweichen und später mit einer (alten...) Zahnbürste von dem in aller Regel fetthaltigen Finger-Schmutz der Jahre befreien.

Lediglich bei Zierstreifen an Knöpfen sollte man aufpassen, da diese oft aus einer spröden Masse bestehen und damit sehr anfällig sind. Also vorher genau testen, ob die Farbe Spüliwasser verträgt oder nicht!

Aufgrund der starken Verschmutzung mußte auch die Rückwand des Lumophons gereinigt werden. Da es sich hier aber um eine Pappwand handelt, kann man natürlich nicht mit den üblichen wasserhaltigen Reinigern loslegen, außer man will eine völlig verzogene Wellpappe als Rückwand haben...

Hier hilft ein leicht feuchter Lappen und helle Möbelpolitur weiter. Die Politur sollte aber nur dünn aufgetragen werden, eigentlich nur als Reiniger wirken, da ein Tränken der Pappe mit Möbelpolitur nicht unbedingt sinnvoll ist.

Da ich vor einiger Zeit einmal gehört habe, wie ein anderer Sammler seine Rückwände behandelt, möchte ich dies hier mal weitergeben: Er reibt die gereinigte Rückwand dünn mit Vaseline ein, um der Farbe mehr Tiefe zu geben und festen Schmutz zu entfernen. Das soll die Pappe auch resistenter gegen Feuchtigkeit machen.

Für meine Begriffe ist dieses Verfahren allerdings nicht optimal, da Vaseline dazu neigt, klebrig zu werden und somit dem Schmutz einen guten und dauerhaften Untergrund bietet. Allerdings habe ich es tatsächlich noch nicht ausprobiert, aber falls jemand Erfahrungen damit gemacht hat oder sogar eine bessere Methode kennt, wäre ich für einen kleinen Hinweis sehr dankbar.

Der Lautsprecherstoff des Lumophons war entgegen dem allgemeinen Zustandes des Radio so, wie als wäre er neu. Da der Stoff aber selbstverständlich original ist, brauchte er nur abgesaugt und mit weichen Pinseln vom feinen Staub befreit werden.

Damit war die Restauration des Gehäuses beendet.

3. Die Elektronik

Da das Lumophon, überspitzt ausgedrückt, eine Art Resteverwertung der Nachkriegszeit ist, fanden sich ausschließlich nur die minderwertigen Teer-Kondensatoren. Das heißt nicht, daß diese Kondensatoren Teer als Dielektrikum haben, sondern vielmehr eine Art Teer bzw. schwarzes Hartwachs als Isolierstoff nach außen besitzen. Dieser Überzug war billig und ließ sich gießen oder pressen, so daß er eigentlich bis in die 60'er Jahre bei Kondensatoren Verwendung gefunden hat. Leider sind die älteren dieser Kondensatoren nicht feuchtigkeitsresistent und lassen das Papier als Dielektrikum im Kondensator über die Zeit richtig Wasser ziehen. Damit laufen diese Bauteile völlig aus ihren Sollwert. Gerade in meinem Lumophon war natürlich ein ganzes Sammelsurium an unterschiedlichen Typen, bei denen mir kein Auge übergegangen ist, diese gegen hochqualitative aber auch recht teure Polypropylen-Kondensatoren zu tauschen.

Im Übrigen ist besonders unangenehm, daß die Teer-Kondensatoren manchmal auch regelrecht mit lautem "Peng" platzen (wie war das noch mit dem Funktionstest bevor man überhaupt ins Radio reingesehen hat....?!).

Dann verteilt sich ein Hartwachs/Kondensatorreste-Film gleichmäßig um den Übeltäter, der sich nur mit viel Putzerei wieder rausmachen läßt. So wie das offensichtlich auch beim Vorbesitzer mit dem NF-Koppelkondensator passiert ist...

Manche Spulen und Kabel der MW und KW- Kreise, genauer des Oszillators, mußten wieder an ihre Lötstützpunkte gelötet werden. Da mir der exakte Schaltplan fehlt, wurde dies aber schnell zur regelrechten Detektivarbeit. In solchen Fällen helfen dann entweder nur viel Erfahrung oder ein paar Röhrendatenblätter, in denen die typischen Applikationen aufgeführt sind. In aller Regel weichen diese Applikationen nur leicht ab, so daß man recht ordentlich damit arbeiten kann. Eine sehr gute Internet-Seite für eigentlich alle gängigen Röhrendaten ist dabei unter Links aufgeführt.

Jetzt mußten nur noch die defekte ECL11 und ein neues magisches Auge EM11 besorgt werden. Aber gerade diese EM11, die im hinreichend gutem Zustand leicht über 50Euro gehen kann, wurde für mich zum Glücksfall:

In einer Röhren-Kruschel-Kiste eines guten Freundes fand sich eine originalverpackte und ungebrauchte EM11 an, die ich von meinem Freund g e s c h e n k t bekam!! Dieses Kleinod wurde von mir mit Freude in das Lumophon eingebaut.

Nachdem jetzt alles zusammen war, kam der abschließende Funktionstest, der noch ein gebrochenes Kabel am Abstimmkondensator zum Vorschein brachte. Jetzt spielt das Lumophon allerdings wieder munter auf allen Wellen mit sehr schön hell leuchtendem Auge...

Die Elektrik nach der Restauration. (Durchaus störend ist noch der blaue Kondensator)

4. Fazit

Nach getaner Arbeit ist das Lumophon zumindest vom Gehäuse ein echter Leckerbissen. Das Palisanderfurnier und die aufwendige Konstruktion aus Massivholz mit Einlegearbeiten lassen jedes Sammlerherz höher schlagen. Leider ist durch die Verwendung der typischen Vorkriegsröhren ECH11, EBF11 bzw. EBF15 mit ECL11 weder klanglich, noch vom Empfang ein Spitzengerät zu erwarten. Dies wird aber durch die grundsolide Verarbeitung und das schöne Gehäuse wieder aufgehoben.

Alleine das Radio einzuschalten, die sehr schöne schwarze Skala mit gelblicher Hintergrundbeleuchtung, sowie die neue, satt-grün leuchtende EM11 zu sehen, erfreut uns immer wieder.

Leider haben wir den für das Radio eingeplanten UKW-Vorsatz nicht. Er würde das Gerät in seiner Attraktivität für Kenner und Sammler nochmals steigern.

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