Restauration eines Grundig 4010

1. Allgemeinzustand

Mit der Restauration eines 4010 begann für uns ein ganz neues Radiokapitel. Da dieses Radio unser erstes großes Grundig-Radio war, wußten wir also nicht, was auf uns zu kommt. Ich kaufte das Grundig über Ebay für gerade mal 15Euro - mehr aus Spaß. Als aber dann das imposante 4010 bei mir in der Werkstatt stand und ich die Innereien begutachtete, wurde mir klar, daß dieses Gerät von Könnern gemacht wurde.

Alleine der, von mir dann eiligst besorgte, Schaltplan war schon eine echte Überraschung. Selten hatte ich ein solch aufwendig gemachtes Radio in den Fingern gehabt. Zu allem Überfluß hatte die HF-Eingangsstufe sogar noch eine HF-Verstärkerstufe mit mitlaufender Selektion, um die Empfangsergebnisse entscheidend zu verbessern. Toll!

Das Gehäuse des 4010 war darüber hinaus im Bestzustand, wies also kaum Kratzer oder tiefe Macken auf, so daß hier nur wenig Aufwand getrieben werden mußte, um es in einen Topzustand zu bringen.

2. Das Gehäuse

Das Radio wurde mit den üblichen Reinigern gesäubert und mit einem Staubsauger ausgesaugt und gebürstet. Da es sich um ein sehr gut erhaltenes Gehäuse handelt, mußten also nur wenige Kratzer mit Wachs und Retuschierfarben verdeckt werden.

Die Politur (Nitrobasis) konnte mit handelsüblicher Lackpolitur aufpoliert werden, um die starke Mattierung durch schlechte Lagerung zu entfernen.

Bei der Skalenscheibe sollte man allerdings wirklich besonders vorsichtig sein, da sich diese leider nicht in die hohe Qualität des restlichen Radios einreiht! Hier hat man sehr schnell die feinen Sendermarkierungen weggeputzt, was mir natürlich just passierte...

Da ich auf Bastellösungen a la Scanner usw. gar keine Lust hatte und bei Ebay eigentlich recht häufig dieses Radio auftaucht, habe ich einfach ein weiteres gekauft und dann dessen Skalenscheibe benutzt. Nicht daß die alte Skala unbrauchbar gewesen wäre, sie hatte nur ein paar kleine Sendermarkierungen eingebüßt, aber ein solch schönes Gerät soll auch eine perfekte Skalenscheibe haben und auch bei genauem Hinsehen nicht schlampig wirken.

3. Die Elektronik

Die Elektronik war, wie schon oben erwähnt, eine wahre Pracht!

Alleine der Ausgangsübertrager der NF Stufe war absolut überdimensioniert und wurde durch eine EL12 getrieben, so daß hier, nach getaner Restauration, viel Gutes zu erwarten war.

Nach einem genauen Studium des Chassis begannen natürlich die üblichen Arbeiten: Defekte Kondensatoren ausmessen und austauschen. Nachdem wieder einmal alle Kondensatoren, bis auf den Siebelko getauscht wurden, die defekte EC92 der UKW-Stufe getauscht wurde und die Wellenschalter gereinigt waren, kam die "Stunde der Wahrheit": Das Radio konnte in Betrieb genommen werden.

Dabei zeigte sich, daß die aufwendige Schaltung das hält, was sie verspricht: Der Empfang auf UKW ist unerreicht trennscharf und klar. Selbst schwache Sender tönen sauber und laut aus dem Lautsprecher. Die Endstufe zeigte sich sehr klirrarm und ist selbst mit lauten Signalen nicht überfordert. Die riesigen Lautsprecher neigen nicht zur Resonanz und bilden die Klang sauber und ohne besondere Betonung ab.

Mit einer UKW-Dipolantenne spielt das 4010 seine Qualitäten voll aus. Hier selektiert es perfekt auch schwache Sender, die nahe eines starken liegen. Auf MW und KW ist der Empfang ebenfalls überragend. Hier kommt einem die Bandumschaltung bzw. Bereichstrennung  beim Einstellen zusätzlich zu Gute.

Netztrafo Kapazitive Abstimmung HF-Eingangskreise

Übertrager mit EL12

4. Fazit

Als Schluß kann man wirklich sagen, daß das 4010 konzeptionell und äußerlich eine wirkliche Offenbarung ist.

Es funktioniert traumhaft und bietet dem technisch interessierten eine Menge schöner Detaillösungen, wie zum Beispiel die überdimensionierte Klasse-A-Endstufe mit einer EL12 und einen üppigen NF-Übertrager.

Die HF-Eigenschaften sind dabei wirklich die Referenz in unserer Sammlung.

Durch dieses Topradio sind wir auf den Grundig-Geschmack gekommen, so daß wir unseren Sammelschwerpunkt auf die Grundig "Kleeblatt-Serie" gelegt haben. Dabei bietet jeder Typ eine kleine Besonderheit, die begeistert.

Interessanterweise sind die Grundigs, bis auf das größte der Serie (5050-W bzw. 5050-3D) nur wenig begehrt. Das ist zwar nicht nachvollziehbar, kommt uns aber sehr zugute, da der Markt nicht so überhitzt ist, wie beispielsweise bei Saba-Radios oder Volksempfängern.

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